10.7.05

Hannah Arendt

Tja, da hat jemand einen ganz schönen Virus in mir veranlasst...
Gerade hab ich die Arendt-Biographie (von Antonia Grunenberg, kann ich sehr empfehlen) zu Ende gelesen. Am spannendsten finde ich eigentlich zu merken, dass ich mit meiner Abneigung gegen die Philosophie als zurückgezogene Wissenschaft, die sich nicht einmischt, nicht alleine stehe, sondern - bisher unwissentlich - eine prominentes Vorbild habe. Arendts Forderung an die Menschen ihre Gesellschaft zu gestalten und dabei nicht auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein, sondern auf das Wohlergehen des Gemeinwesens, ist natürlich sehr hoch angesetzt. Natürlich muss man auch sehen, dass die Trennung von privatem und politischen heutzutage sehr schwierig ist, da die soziale Dimension so eine Bedeutung erlangt hat. Den Vorwurf der Autorin an Arendt ihre Theorien würden nicht auf die Probleme der globalisierten Gesellschaft eingehen, finde ich etwas ungerechtfertigt. Einerseits, weil die Problematik damals noch nicht so eindeutig zu erkennen war, andererseits, weil sie in ihrem Werk über die Amerikanische Revolution zugibt, dass soziale Probleme die Ideen einer Revolution, wie in Frankreich, überlagern können.
Nach der Info, dass meine zwischenzeitlich auftretenden Zweifel an der Studienwahl immer weniger werden, versuche ich jetzt eine etwas weit hergeholte Überleitung zu meinem Wochenende zu schaffen.
Dass die Forderung nach einem gesellschaftlichen Engagement, einer Gestaltung der Gesellschaft unabhängig von persönlichen Bedürfnissen, heutzutage von den wenigsten erfüllt wird, ist mir mehr als klar. Wenn ich allerdings sehe, wie wenig selbst intelligente, gebildete, engagierte Leute, größere Zusammenhänge im Blick haben, dann kann ich ganz schöne Aggressionen kriegen. Depressionen kriege ich dann, wenn ich mit diesen Leuten zusammenarbeite - wenn sie eigentlich für das Gleiche kämpfen, wie ich, aber nicht sehen, dass andere Leute das gleiche Ziel, bloß auf eine andere Art, verfolgen. Das finde ich ziemlich egoistisch und engstirnig - und ich frage mich, ob manche Leute, wissen, was sie tun.
Tja, ansonsten war das Wochenende aber wieder nett, kreativ und konstruktiv, besonders gefreut hat mich, dass die ganze Orga lief und Hannover sich von der besten Seite gezeigt hat.

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Hannah Arendt "On Revolution".. Ja, da ist doch noch was im Hinterkopf.. Die französische Revolution ist gescheitert weil niemand wusste, wo sie eigentliche hinlaufen sollte und die amerikanische Revolution war gar keine sondern nur ein Freiheitskampf, an dessen Ende man bereits gefestigte Strukturen zur Verfügung hatte. Oder so ähnlich. Unser Dozent hat uns auch schon empfohlen, Arendt zu lesen. Aber ich glaube, das Referat hat mir erstmal gereicht.

Was genau willst du jetzt eigentlich studieren? Politik und Religion? Und musst du jetzt schon einen von diesen idiotischen Bachelors machen oder bekommst du noch einen guten alten Magister ab?

Albus

3:20 PM  

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