14.7.06

Studium...

Weil mein Leben grad nicht so von Uni bestimmt ist, macht Studieren eigentlich Spaß. Deshalb nutze ich das langsam kommende Semesterende mal für einen kurzen Semesterrückblick:
Die intensivste Veranstaltung war sicher mein Ethik-Grundkurs. Sehr viel Arbeit, aber auch sehr viel gelernt: Utilitarismus, Kant, Tugendethik, Feministische Ethik, Narrative Ethik, Theologische Ethik und Anwendungsbezogene Ethik. Und zwar alles so, dass ich es sicher nie wieder vergessen werde und auch mehr verstanden hab, als nur die drei Stichwörter, die einem zu jedem Ansatz einfallen. Grad überleg ich, welchen Ansatz ich als Prüfungsthema nehmen soll - es wird wohl auf Utilitarismus hinaus laufen, weil oder obwohl das der billigste Ansatz ist. (Und dieser Effekt ist das, was ich sonst im Studium meist vermisse: Ich kann jetzt sagen, dass ich das durchschaut habe und gelassen auf die erste Lektüre dieses Textes zurückschauen, wo ich garnichts gecheckt habe.)
Einen Grundkurs in Praktischer Theo hatte ich auch noch, ein bißchen viel Gelaber. Wenn der Prof. Fuchs dabei war, aber sehr genial, weil er es schafft aus dem Fach ein Nicht-Laberfach zu machen. Interessante Begegnungen und Gespräche, aber inhaltlich ist halt nicht so viel rumgekommen. Dafür muss ich noch eine Hausarbeit schreiben, ich hoffe nur ich finde ein angenehmes Thema.
In Politik hatte ich dieses Proseminar zu Machiavelli. Das war methodisch schonmal sehr nervig, weil reine Referatssitzungen. Am Thema war ich eigentlich sehr interessiert und hoch-motiviert, aber Machiavelli gibt einfach nicht genug her für ein ganzes Semester oder der Dozent war von seiner Themenauswahl einfach schlecht. Ich hatte auf jeden Fall nach der dritten Sitzung das Gefühl nichts Neues mehr zu hören - und den Ansatz von Machiavelli hatte ich schon im Geschichts-LK in der 12. verstanden. Und dieses Seminar hat mir auch noch dieses schreckliche Referat am Dienstag beschert, was mich fast um den Verstand gebracht hat. Immerhin hat es mich massiv in der Erkenntnis bestärkt, was an meinen Rhetorik- und Präsentationsfähigkeiten zu tun. Naja, da muss ich noch ne Klausur schreiben und dann ist das auch erledigt.
Ansonsten war ich noch in der Vorlesung zu den Politischen Systemen Europas. Der Prof. war wieder genial, kompaktes Überblickswissen. Leider wird er jetzt emeritiert. Aber ich bin sehr gespannt wer da nächstes Semester kommt.
In Geschichte hatte ich eine Übung zum Thema Italien im Ersten Weltkrieg. Thematisch sehr interessant und methodisch auch nicht schlecht. Das Problem bei so einer Übung ist halt leider, dass bei niemandem (und bei mir schon garnicht) die Motivation so riesig ist, dafür richtig was zu tun, weil es nur unbenotete Scheine gibt. Das mindert die Qualität leider etwas sehr...
Dann gab es noch dieses Mittelalter-Seminar, die schlechteste Veranstaltung meines bisherigen Studiums überhaupt. Thema war eigentlich Karl, der Große, über den haben wir so gut wie nie geredet. Worüber wir stattdessen geredet haben, ist mir aber eigentlich auch nicht klar. Propädeutik, Hilfswissenschaften und ein bißchen intensiver Periodisierung. Dafür habe ich mir eine Nacht um die Ohren geschlagen und mich mit dem Geburtsdatum Karls des Großen beschäftigt und das dann ganz umsonst. Heute war zum Glück die letzte Sitzung. Nächste Woche ist Klausur, da werd ich noch ein paar Abkürzungen und ein bißchen Mittellatein lernen müssen. Und dann kommt die Hausarbeit: Nahe liegen würde ja das Geburtsdatum Karls des Großen, aber darüber schreibt sicher mehr als die Hälfte des Seminars und mein Interesse dafür ist auch immer noch eher gering. Was besseres fällt mir noch nicht ein, heute hatte ich die Idee was über das Herrschaftsverständnis im Mittelalter zu schreiben, das könnte ich vielleicht ganz gut mit den Erkenntnissen aus dem Referat zum Thema Staatsräson (Machiavelli-Seminar) verbinden...aber toll ist das auch noch nicht.
Weil ich ja am Anfang des Semester sehr motiviert in Sachen Mittelalter war, war ich auch noch in einer Vorlesung zum Frühmittelalter. Ich hab auch relativ lange noch durchgehalten, weil ich über die Zeit einfach keine Ahnung hatte, aber der Prof hat mit so vielen kleinen Details genervt und als ich mich dann endgültig entschieden hatte, da keine Prüfung zu machen, habe ich mangels Zeit zum Ende des Semesters aufgegeben.
Eine Prüfung mache ich jetzt in der Vorlesung zum Thema NS-Krieg in Osteuropa. Vieles davon habe ich im Geschichts-LK schonmal gehört, aber das machte es gerade spannend. Mein Prüfungsthema werden die Freikorps von 1918-20 im Baltikum und in Deutschland sein, das ist aus irgendeinem Grund das bei weitem meist gewählte Prüfungsthema...
Außerdem gab's auch noch den Polnisch-Kurs, der mich natürlich jedes Mal an den Rand meiner Fähigkeiten und darüber hinaus bringt, was aber auch irgendwo kein Wunder ist.
Wenn alles hinhaut, mache ich dieses Semester doppelt so viel Scheine wie letztes - was mir vielleicht zu denken geben sollte. Aber eigentlich habe ich mich bisher noch nicht übermäßig vorausgabt - und in Sachen Zeitmanagement und Selbstorganisation geht sicher noch einiges für nächstes Semester!