Tübingen
Ja, und wenn ich nicht auf Konzerten rumhänge fahre ich durch Deutschland. Am Montag mit denkbar schlechter Laune setze ich mich in einen Zug, wo zu allem Übel auch noch alles voll ist, in Kassel gab´s dann zum Glück nen Sitzplatz. In Tübingen treffe ich in der Jugendherberge, die übrigens sehr schön am Neckar liegt, erstmal Uni, eine aus meinem Jahrgang, die schon nen halben Tag vorher runtergefahren ist...nach quatschen und chillen machen wir uns auf zu Herrn Küng, der im Studium Generale zu Naturwissenschaften und Religion liest, genauer gesagt zum Anfang und Ende der Menschheit. Der Typ hat auf jeden Fall Austrahlung und nen guten Vortragsstil, Kompetenz sowieso und das Thema ist halt auch ziemlich spannend. Problem war bloß, dass der gute Herr meinte allen Naturwissenschaftler im Raum beweisen zu müssen, dass er auch Ahnung davon hat, weshalb er ewig weit ausgeholt hat. Interessant fand ich die Ausführungen zu Herrn Roth und ähnlichen Leuten und der Willensfreiheit. Zunehmendes Prob war auch die Uhrzeit und meine schlechte körperliche Verfassung, weshalb ich mich anstrengen musste wach zu bleiben und danach ziemlich fertig ins Bett gefallen bin. Am nächsten Morgen bin ich um 7 Uhr auf, um um 20 vor 9 bei der Studienberatung zu sein. Eine sehr gute Idee, weil hinter mir Massen an Leuten kamen und weil der gute Herr mir viele schlaue Sachen erzählt hat: Anfangen kann man auf Lehramt nur zwei Fächer, je nach Kombi ist es dann verpflichtend oder empfohlen mit nem dritten Fach zu erweitern. Das heißt für mich: Ich werde mich für Geschichte und Politikwissenschaft bewerben und mich freuen, wenn ich nen Platz kriege - wenn nicht mache ich halt Geschichte und Theologie - und ein Jahr später müssen die Politologen mich reinlassen. Soweit so gut dachte ich mir, war noch kurz unten beim Studentensekretariat und hab die allgemeinen Bewerbungsunterlagen abgeholt – dann bin ich ein paar Meter weiter zum Gebäude der Historiker und Soziologen und noch irgendwem, wo ich dann herausgefunden hab, was meine erste Anschaffung in Tübingen sein wird: ein Vorhängeschloss. Die haben nämlich quasi nur Schließfächer für Vorhängeschlösser, die man sich selber mitbringen muss, aber in den 2. Stock darf man nicht mit Tasche oder Jacke rein…bis ich herausgefunden hab, wo ich mir nen Schloss ausleihen kann, dauerte es ne Weile. Ich renne also froh drauf los und zwar in die Mittlere Geschichte, wo ich erst mal ein bisschen verwundert war über die vielen Bücher, die da rum stehen. Eine nette Dame, dessen Namen ich immer noch nicht kenne, bemerkte meine Verwirrung und wollte mir ne studentische Hilfskraft suchen, die aber grad beschäftigt war. Also bin ich ins Sekretariat gegangen, die mich ins Dekanat geschickt haben. Dort war ein netter Studienberater, der mir viele interessante Sachen erzählt hat, die ich ziemlich überzeugend fand. Auf dem Weg zum Theologicum frage ich mich, wofür man in Tübingen nen Semesterticket braucht, wenn man eh alles zur Fuß erreichen kann. Die Theologen (ev. +kath. zusammen) sitzen in einem schrecklich unübersichtlichen Gebäude, in dem ich erst mal Uni getroffen habe. Nachdem ich ein bisschen rumgeirrt bin, hab ich mal nach dem Dekanat gefragt, was in „der kleinen Villa gegenüber“ sein sollte, Prob war bloß, dass das ganze Viertel aus kleinen Villen besteht. Irgendwann hab ich dann, die wirklich sehr kleine Villa inkl. Gesprächspartner gefunden. Inzwischen war ich dann auch ziemlich fertig und hab mich erst mal in die Cafeteria gesetzt…da hab ich mich entscheiden, doch noch schnell zum Erasmushaus zu gehen, wo die Katholische Hochschulgemeinde ist und wo es auch theoretisch Wohnheimplätze gibt. Außer mit einer verwirrten Sekretärin hab ich dort mit einer sehr netten Studentin geredet, die mir viele hilfreiche Sachen nicht nur über die KHG und das Haus erzählt hat. Weil ich schlaues Kind noch aus dem Theologicum, das vom Erasmushaus nur 10 Fußminuten entfernt ist, meine Jacke und Pfand für meine Flasche holen musste, hab ich dort erst mal Gabi, auch eine aus meinem Jahrgang, getroffen…tja, Zufälle gibt´s. Nach nem Abstecher zum Uni-Shop bin ich dann zum Institut für Politikwissenschaft gelaufen, was auch näher dran war, als es auf dem Plan aussah. Ein sehr niedliches Gebäude, da verläuft man sich wenigstens nicht drin und ich hatte genug Zeit alle Aushänge und mein mitgebrachtes Papier zu studieren. Dann hatte ich meinen einzigen festen Termin und zwar beim Fachstudienberater, der irgendwie ein bisschen arrogant aufgetreten ist. Was er inhaltlich erzählt hat, war nix großartig Neues für mich und in Sachen Bewerbung und so konnte er mir auch nicht weiterhelfen. Trotzdem ist das Institut ein starkes Argument für mich nach Tübingen zu gehen, weil es halt nen super-Ruf hat, relativ klein ist, trotzdem nen großes Lehrangebot hat und sehr international und wenig empirisch ausgerichtet ist. Das war so ziemlich der Vormittag, den Nachmittag hab ich damit verbracht mir diese wunderschöne Stadt anzugucken, Neckar, Altstadt, Blick vom Schlossberg…das reichte eigentlich dann auch um die letzten Zweifel auszuräumen.
Fazit ist denn auch, dass ich mich für Tübingen entschieden habe. Dank dieser Lehramtsgeschichte (s.o.) kann ich auch sicher sein, dass ich dann da anfangen kann. Jetzt fängt natürlich der Krams mit Bewerbungen und so an, aber dazu später mehr.
Nach Tübingen war ich übrigens noch bei meinem Arzt am Bodensee, der netterweise meinte, die Behandlung abschließen zu können :-)
Nach einer elendig langen Zugfahrt war ich dann irgendwann wieder zu Hause…
Das einzige, was ich mich noch frage ist: Wie habe ich es geschafft auf dieser Fahrt zweimal mein Portemonnaie zu vergessen und wiederzukriegen???
2 Comments:
Klingt interessant - ich wusste gar nicht, dass Herr Roth auch in Tübingen sitzt! Es gibt doch viel zu viele interessante Sachen...
Tut er auch nicht, hab ich auch nicht geschrieben!
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